Eine weitere kuriose Neuigkeit aus der Welt der Film-Distribution…
Die Nachricht ist zwar eigentlich schon älter, aber da sie schon ein wenig absurd ist, will ich sie euch nicht vorenthalten. Zu unserer großen Freude wurde unser Science Fiction Spielfilm „A Living Dog“ nicht nur in den USA, England, Kanada, Russland, der Türkei (soweit ich weiß, aber bisher hab ich diesbezüglich noch keinen Beweis gesehen), Irland und Südkorea herausgebracht, sondern relativ früh auch in Japan. Überrascht hingegen waren wir dann, als wir den dortigen Verleihtitel hörten. Der Film heißt dort nämlich (natürlich) nicht „A Living Dog“, sondern „Iron Saga“.
Hintergrund
Dazu muss man vielleicht wissen, dass Filmemacher nur selten (soll heißen: nie) Einfluss darauf haben, wie ihre Filme international benannt werden. Es sei denn vermutlich, man heißt Christopher Nolan oder Quentin Tarantino. Für gewöhnlich wird man zunächst freundlich gebeten, seinen Film mit einem generischen, stupiden Titel zu benennen, da viele Verkaufsmenschen dem Publikum weder Phantasie noch Intelligenz noch (offenbar) Geschmack zutrauen.
Der am wenigsten schlimmste Titel, zu dem wir überredet werden sollten, war „Silent War“. Ich bestand jedoch darauf, dass der internationale Verleih-Titel „A Living Dog“ bleibt, obwohl ich wusste, dass der Titel weder Genre noch Handlung offenbart. Naiv von mir, dass ich keinen Titel wollte, den schon drölfzigtausend andere Filme haben. Unsere Sales Agentur ließ sich darauf ein, aber unter der Bedingung, dass in Ländern außerhalb der USA die Vertriebe eigene Titel wählen können.
Da wir eh keine Macht über irgendwelche Vertriebsfirmen am anderen Ende der Welt haben, war das ein guter Deal. Wir wussten natürlich, dass ein Film in Russland durchaus einen russischen, in Korea einen koreanischen und in Deutschland einen deutschen Titel bekommen darf. Auch wenn Letzteres mir ein wenig Angst macht.
England: „A New World Order“
Das erste Mal schlucken mussten wir dann, als der Film im United Kingdom als „A New World Order“ herauskam. Ein Titel, der weder besonders intelligent ist, noch die üblichen Bedingungen der Vertriebe erfüllt, nämlich Genre und Handlung zu offenbaren.
Im Gegenteil, es gab im selben Jahr zwei bis drei andere neue Filme, die den gleichen oder zumindest einen ähnlichen Titel hatten. Schlimmer noch, man kann nicht mal nach dem Film googeln. Die ersten dreihundertsiebzehn Ergebnisse im Netz sind krude christlich-rechtsextreme Verschwörungs- und Schwurblerseiten… Aber das war nunmal der Deal.
Korea und Japan
In Korea lautet der Titel grob übersetzt „Apokalypse – Der letzte Tag der Menschheit„, was ein recht üblicher Vertriebstitel für B-Movies ist. In Japan jedoch wurde der Film „Iron Saga“ genannt, mit dem (grob übersetzt) sehr lustigen Untertitel „Das außer Kontrolle geratene Maschinenkorps“.
Das Problem dabei ist, dass „Iron Saga“ offenbar eine in Japan sehr beliebte Animéserie ist und der Verleihtitel nun nahelegt, dass es sich hier um eine Realfilm-Adaption der Serie handelt, was natürlich absurd ist. Da hat sich also mal wieder ein windiger – Verzeihung: findiger – Verkaufsmensch erhofft, viele naive Serienfans anzulocken, die erst enttäuscht sind, nachdem sie bereits Geld bezahlt haben…
Und noch kurioser wird es, wenn man sich das Poster dazu anschaut, das man sich allem Anschein nach von einer Künstlichen „Intelligenz“ hat erstellen lassen, um noch mehr Geld zu sparen. Die auf dem Bild prägnantesten Roboter bzw. Mechs kommen im Film nie vor und auch darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass die Stimmung des Films irgendwie nicht so recht getroffen wird.
Und wer jetzt tatsächlich bis ganz nach unten gescrollt hat, kriegt noch eine kleine Belohnung, denn nicht nur ist das Poster wirklich eine surreale Offenbarung. Wartet mal ab, bis ihr den japanischen Trailer gesehen habt!