Interview mit dem West-Ost-Journal

Das Projekt „Die verlorenen Dörfer“ in Masuren geht weiter.

Während das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf an einer Ausstellung zum Thema arbeitet, hat das West-Ost-Journal ein Interview mit der Projektleiterin und Historikerin Dr. Sabine Grabowski und Regisseur Daniel Raboldt geführt. Darin geht es einerseits um das Projekt und dessen Zukunft als auch um den Film „Im Rücken der Geschichte – Die verlorenen Dörfer von Masuren“ und das Thema Dokumentarfilme ganz allgemein.

Wer nachlesen möchte, kann sich die Ausgabe (01/2020) des Journals als PDF unter diesem Link herunterladen. Auf Seite 31 steht ein Bericht über das Projekt selbst und auf Seite 32 beginnt das Interview. 

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Dokumentarfilm-Preis für „Im Rücken der Geschichte“

Parallel zur Festivaltour unseres Spielfilms „A Living Dog“ konnte unsere Dokumentation „Im Rücken der Geschichte“ – Die verlorenen Dörfer von Masuren“ letzte Woche auch einen Preis absahnen.

Beim Polish International Festival, das vom 21. bis zum 27. Oktober 2019 in Warschau stattfand, lief der Film am 23.10. in der Rubrik „Documentary and Experimental Film screenings“ und gewann den Preis als „Best Documentary Film“.

Vielen Dank an die Festivalbetreiber und wir sind sehr stolz, dass dieser kleine, aber wichtige Film ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Die Dokumentation handelt von einer deutsch-polnischen Expedition in die masurischen Wälder. Im Gebiet des mittlerweile verschwundenen Volkes der Masuren begeben sich Forscher und Studenten  beider Länder auf Spurensuche nach den alten, längst vergessenen Dörfern und der Geschichte ihrer Einwohner. Das Projekt wurde 2019 auch mit dem Richeza-Preis des Landes NRW für „herausragende Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung“ ausgezeichnet.

Uraufführung von „Im Rücken der Geschichte“

Nach fünf langen Monaten des Drehens und Schneidens  hatte der Dokumentarfilm „Im Rücken der Geschichte – Die verlorenen Dörfer von Masuren“ am Mittwoch, dem 28. Februar 2018 in Düsseldorf seine Uraufführung.

Bei vielen masurischen Gerichten, Häppchen und Getränken wurde im Anschluss viel zwischen den anwesenden deutschen und polnischen Gästen, den Studenten und Forschern und auch mit Filmemacher Daniel Raboldt diskutiert.

Der Film wurde sehr gelobt und viele ältere Menschen bedankten sich für die durchaus auch kritische Reise in die Vergangenheit. Wie sollten / dürfen Forscher vorgehen bei der Rekonstruktion der Vergangenheit? Gibt es ein Recht auf Vergessen? Und welche Rolle spielt das Aufkommen von nationalistischem Gedankengut (heute und damals) im normalen Alltagsleben der Menschen?

Das Masuren-Projekt des Gerhart-Hauptmann-Hauses, der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf wird auf jeden Fall in Zusammenarbeit mit den polnischen Organisationen Sadyba Mazury und Borussia fortgeführt.

Denn wenn es etwas gibt, das man einer Politik der Grenzen und auch der zurzeit in ganz Europa wieder aufkeimenden Fremdenfeindlichkeit entgegen stellen kann, dann ist es die Zusammenarbeit zwischen Menschen verschiedener Länder und Kulturen. Ein Beispiel dafür liefert der Film „Im Rücken der Geschichte“.

Masuren – Die verlorenen Dörfer

Tief in den masurischen Wäldern in Polen findet man plötzlich, überwachsen von Bäumen, Moos und Unterholz, sehr alte vergessene Gräber.

Ganze Friedhöfe hat es hier einst gegeben, die zu Dörfern gehörten, die zwar Jahrhunderte überdauert haben, aber seit circa 70 Jahren einfach verschwunden sind. Löcher im Boden, zerfallene Mauerwerke und manchmal eine Tasse oder ein Grabkreuz, zwanzig Zentimeter unter dem Waldboden, deuten heute noch darauf hin, dass hier Menschen gewohnt und gearbeitet und ihre Familienangehörigen begraben haben.

Die Menschen, die hier lebten, wurden „Masuren“ genannt, heute heißt nur noch die Gegend so. Wer waren diese Menschen? Wie haben sie gelebt und warum sind sie verschwunden? Damit beschäftigen sich deutsche und polnische Historiker von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dem Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf, dem polnisch-deutschen Verein Borussia, polnische Landschaftsarchitekten und andere.

Im September 2017 verbrachte Daniel Raboldt zwei Wochen mit ihnen in den Wäldern des ehemaligen Ostpreußens, um das Projekt, die Friedhöfe wieder sichtbar zu machen, sie zu konservieren und dem Vergessen zu entreißen, zu dokumentieren.

Dokumentation zur Pogromnacht 1938

Am 9. November wurde in der Auferstehungskirche Düsseldorf der Film „Aber keiner hat etwas gesehen und kleiner hat etwas gewusst“ gezeigt, eine Dokumentation zum Gedenken an das Novemberpogrom 1938 in Düsseldorf. Unter der Regie von Daniel Raboldt und der inhaltlichen Leitung von Historiker Uwe Augustin wurde dieser Film zusammen mit Schülerinnen und Schülern des neunten Jahrgangs des Cecilien-Gymnasiums für die Mahn- und Gedenkstätte und das Filmmuseum Düsseldorf produziert.

Der Film rekapituliert die Ereignisse, die der berüchtigten Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 vorangingen, dokumentiert die Nacht selber und stellt einige unbequeme Fragen zu unserem Gedenken an die grausamen Vorfälle. Interviewt wurden unter anderem die Historikerin Hildegard Jakobs von der Mahn- und Gedenkstätte und Waldemar Schäfer, der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes, dessen Verlagshaus heute auf dem Grundstück der ehemaligen Großen Synagoge in der Kasernenstraße steht, aber auch Zeitzeuginnen, welche die Nacht selbst noch erlebt haben und davon berichten können.