Durch die Arbeit am Dokumentarfilm „Im Rücken der Geschichte – Die verlorenen Dörfer von Masuren“ und die häufige Kooperation mit dem Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus und Dr. Sabine Grabowski (siehe auch die Doku „Krieg im Bild – Entstehung eines Triptychons“) habe ich mich schon häufig filmisch mit dem Verhältnis zwischen Deutschland und den osteuropäischen Nachbarländern auseinander gesetzt. Die Geschichte aller europäischen Länder und Bevölkerungsgruppen ist seit Jahrtausenden aufs Engste miteinander verknüpft. Keine Landesgeschichte kann ohne die Einbeziehung der Geschichte der näheren und weiter entfernten Nachbarn erzählt werden. Die Vergangenheiten überkreuzen und ergänzen sich, sind allzu oft auf gewalttätigste Art implodiert und erzählen dennoch im Kern ein- und dieselbe Botschaft:
Dass wir alle gemeinsam auf diesem kleinen Kontinent Europa leben, unsere Schicksale miteinander verknüpft und wir verwandter sind als wir manchmal vermuten.
Seit mehreren Jahren nun nehme ich als Jurymitglied regelmäßig teil am Schülerwettbewerb – Begegnung mit Osteuropa, einem Projekt der Bezirksregierung Münster, die unter der Leitung von Sonja Smodis diese einzigartige, komplexe und dynamische Geschichte reflektiert und in das Beste verwandelt, das die Menschen überhaupt hervorbringen: in Kunst.

Tausende von Schülern aus Nordrhein-Westfalen und osteuropäischen Ländern wie Polen, der Ukraine, Moldawien, Ungarn, der Slowakei oder Tschechien haben in den 72 Jahren, in denen es diesen Wettbewerb bereits gibt, gemeinsam oder allein Kunst produziert.
Von gemalten Bildern über Skulpturen, Filmen, Fotoreihen, Kochbüchern, Collagen oder Dokumentationen, in denen die Geschichte Osteuropas aufgearbeitet wird; die Werke sind jedes Mal frisch, überraschend und stimmen optimistisch: Die Schüler erzählen von ihren Wünschen und Hoffnungen für Europa, ihrem Traum von einem friedlichen Miteinander, von Kooperation und dem Recht jedes Menschen, ein selbstbestimmtes, freiheitliches und offenes Leben zu leben.
Allein in diesem Jahr erreichten über 2000 Kunstwerke die Bezirksregierung Münster von insgesamt über 5000 Schülern aus 13 ost- und mitteleuropäischen Ländern. Eine wahnsinnig beeindruckende Leistung und ein klares Signal für ein starkes, kreatives und kooperatives Leben auf unserem Kontinent. Es ist nie leicht für die insgesamt 40 Juroren, aus den vielen Einsendungen die Gewinner zu ermitteln, deren Arbeiten am überzeugendsten, stärksten, beeindruckendsten oder ergreifendsten waren. Doch auch in diesem Jahr (gestern, um genau zu sein) war es wieder soweit.

In der frisch erbauten Stadthalle von Rheda-Wiedenbrück fand die große Preisverleihung mit über 150 Besuchern statt und die 40 Preisträger bekamen von Dr. Dominik Paul, dem Abteilungsleiter im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, ihre Preise überreicht. Viele junge Künstler waren dafür extra aus Slowenien, der Ukraine, Kroatien und anderen Ländern angereist und nahmen stolz ihre Urkunden und Preise entgegen.
Ich (Daniel Raboldt) war zum ersten Mal auch bei der Verleihung dabei, denn ich arbeite momentan an einem Imagefilm über den Wettbewerb. Im März habe ich bereits die mehrtägige Jurorentagung (an der ich ja ohnehin teilgenommen habe) begleitet, um die Arbeit der Jury zu dokumentieren. Ich freue mich schon wahnsinnig auf den Wettbewerb im nächsten Jahr 2026, wenn das neue Thema lautet: „EUROPA – WestOstWärts!“
Und sollte es hier mitlesende Lehrer aus NRW geben, die noch nach Kontakten für Partnerschulen in Osteuropa suchen, dann werden sie hier fündig.